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Stimmprothese

Was ist eine Stimmprothese?

Eine Stimmprothese ist eine Möglichkeit, nach der Entfernung des Kehlkopfes, d.h. des natürlichen Sprechapparates, zu sprechen. Daneben gibt es als weitere Möglichkeiten die Ruktusstimme, die Laryngoplastik oder den Elektrolarynx möglich.
br> Der Kehlkopf (Larynx) verbindet die Luftröhre und die Speiseröhre mit dem Rachen. Die Stimmlippen im Kehlkopf sind für die Erzeugung der menschlichen Stimme notwendig. Beim Schlucken wird die Luftröhre durch den Kehldeckel und die Stimmlippen des Kehlkopfes verschlossen. Nach einer Entfernung des Kehlkopfes (Laryngektomie) ist deshalb eine Stimmbildung nicht mehr möglich.
Bei einer Laryngektomie werden der Atemweg und der Speiseweg komplett voneinander getrennt: die Luftröhre wird mit dem Tracheostoma verbunden und die Speiseröhre mit dem Rachen. Eine Stimmprothese ist dann ein Hilfsmittel, das nach der Entfernung des Kehlkopfes den Betroffenen das Sprechen ermöglicht. Dazu wird bereits während der Kehlkopfentfernung chirurgisch eine Verbindung zwischen der Luft- und Speiseröhre angelegt und an der Verbindungsstelle ein Ventil, die Stimmprothese, eingesetzt.

Wie funktioniert eine Stimmprothese?

Zum Sprechen muss die äußere Öffnung des Tracheostomas mit einem Finger oder mit einem Sprechventil verschlossen werden. Dadurch wird die ausgeatmete Luft von der Luftröhre über die Stimmprothese in den oberen Teil der Speiseröhre in den Rachenraum geleitet. Die Schleimhautfalten in der Speiseröhre werden durch den Luftstrom in Schwingungen gebracht und ermöglichen so die Stimmbildung. Die Artikulation, d.h. die Bildung einzelner Laute und Worte, erfolgt wie beim normalen Sprechen im Mund-, Nasen- und Rachenraum.

Luftfluss nach einer Kehlkopfentfernung ohne und mit Stimmprothese
Luftfluss nach einer Kehlkopfentfernung ohne und mit Stimmprothese

Das Sprechen mit Stimmprothese ist in kurzer Zeit erlernbar, nachdem die erste Wundheilung abgeschlossen ist (nach ca. 7-10 Tagen). Mit einer Stimmprothese können auch längere Sätze formuliert werden, da mit dem gesamten Lungenvolumen gesprochen werden kann. Die Tonlage der Stimmprothesenstimme ist eher tief und rau. Eine Stimmprothese selbst kann keinen Ton erzeugen. Sie dient nur als Rückschlagventil zwischen Luft- und Speiseröhre und verschließt die zwischen Luft- und Speiseröhre geschaffene Verbindung beim Schlucken. Dies verhindert, dass aus der Speiseröhre Speichel oder Nahrung in die Lungen gelangen kann. Die Größe der Stimmprothese ist abhängig von der Dicke der Schicht zwischen Speise- und Luftröhre. Dementsprechend sind Stimmprothesen zwischen 4 und 22 mm lang. Sie bestehen üblicherweise aus Silikongummi und werden teilweise mit Silberoxid beschichtet, um eine Besiedelung mit Bakterien und Pilzen zu vermeiden.

Was muss im Alltag beachtet werden?

Neben Bakterien ist ein Pilzbefall bei Stimmprothesen ein besonderes Problem, weil er die Schließfunktion beeinträchtigt und damit die Verweildauer im Patienten stark verkürzt. Durch eine gezielte Ernährung lässt sich der Pilzbefall verringern. So verringern milchsäurehaltige Nahrungsmittel den Befall, während zuckerreiche und kohlehydrathaltige Lebensmittel ihn fördern. Zudem ist eine regelmäßige Reinigung der Stimmprothese unerlässlich, um ihre Funktion zu erhalten und ihre Lebensdauer zu erhöhen. Die Stimmprothese wird innen üblicherweise mit einer Bürste gereinigt, um Speichel und Speisereste zu entfernen. Die Stimmprothese kann auch mit Wasser oder Luft gespült werden. Häufig werden beide Methoden kombiniert.
Aufgrund der nicht vermeidbaren Ablagerungen müssen Stimmprothesen regelmäßig ausgetauscht werden. Eine Folge der Ablagerungen ist, dass das Ventil nicht mehr einwandfrei schließt und Speichel oder Getränke aus der Speiseröhre in die Atemwege gelangen und dort Hustenreiz auslösen oder auch eine Lungenentzündung verursachen. Wenn sich Funktionsstörungen der Stimmprothese nicht durch Reinigung beseitigen lassen, muss die Prothese umgehend ausgewechselt oder mit einem Stopfen bis zum Wechsel abgedichtet werden. Die Lebensdauer von Stimmprothesen reicht von einigen Wochen bis zu zwei Jahren, üblicherweise werden sie aber nach drei Monaten gewechselt. Die Sprachqualität bei der Nutzung einer Stimmprothese hängt ab von Atemleistung, dem Luftwiderstand der Prothese und der Stimmquelle.

Welche Varianten an Stimmprothesen werden unterschieden?

Grundsätzlich unterscheidet man bei Stimmprothesen Wechselprothesen und Verweilprothesen.

  • Wechselprothesen waren die ersten verfügbaren Stimmprothesen. Sie werden täglich entfernt, gereinigt und vom Patienten selbst neu eingesetzt. Wechselprothesen werden auch heute noch verwendet, insbesondere in Entwicklungsländern, da sie kostengünstig sind und der betroffene Patient unabhängig vom Arzt ist. In der Regel bekommen Patienten zwei Stimmprothesen. Eine wird eingesetzt und die andere beispielsweise in Wasserstoffperoxid eingelegt, was die Besiedelung mit Bakterien und Pilzen verhindert. Allerdings müssen die Patienten dazu in der Lage sein, ihre Stimmprothesen täglich selbst zu wechseln.
  • Verweilprothesen verbleiben im Patienten bis zu ihrem Funktionsverlust. So können auch ältere und/oder mit den Händen ungeschickte Patienten mit einer Stimmprothese versorgt werden. Verweilprothesen müssen durch einen Arzt gewechselt werden.

Modernere Stimmprothesen erlauben den Einsatz von vorne durch das Tracheostoma. Dennoch sollte auch der Patient selbst seine Stimmprothese einmal täglich im Spiegel kontrollieren und bei Bedarf säubern. Ein Stimmprotheseneinsatz lässt sich auch rückgängig machen. Dazu wird die Prothese entfernt und die tracheoösophageale Fistel chirurgisch verschlossen.